Montag, 12. November 2012

Potosi (Minen)

Nach nur 3 Stunden Busfahrt (Emperador sehr zu empfehlen) erreichen wir Potosi, auf 4000 Meter. Die ehemals größte und reichste Stadt der Welt besteht aus vielen alten kolonialen Gebäuden und natürlich dem Cerro Ricco, ein Berg mit hohem Silbergehalt der seit Ankunft der Spanier konstant ausgebeutet wird. Was macht man in Potosi? Wenig, außer natürlich die Silberminen zu besichtigen.
Trotz aller Befürchtungen, hat keinen von uns beiden die Höhenkrankheit erwischt. Wahrscheinlich sind wir durch 10 Tage Sucre (oder Gröden) schon genügend abgehärtet.

Am ersten Tag schnell einen Stadtrundgang: außer alten Kolonialgebäuden, Kirchen und dem Mercado gibt es nicht viel zu sehen. Ansonsten sieht die Stadt recht trist aus, die Häuser passen sich farblich der Umgebung an (braun). Was besonders auffällt, die Stadtbewohner sind im Gegensatz zu Sucre und Santa Cruz fast vollständig Indigene. Also dann mal Bergwerkstour buchen.

Am nächsten Tag gehts früh los. Erste Station: Einkleiden. Wir bekommen wasserdichte Hose, Jacke, Schuhe, einen Helm mit Stirnlampe. Außerdem werden wir schon vorgewarnt, im Bergwerk auf Level 3 hat es bis zu 45°. Also fast alle unsere Kleider weg und nur T-shirt bleibt dran.

Nächste Station: Raffinerie. Was von außen aussieht wie der verfallene Unterstand eines Ziegenhirten, beherbergt eine Silberraffinerie mit Museumsstatus. Wie sich herausstellt nur eine kleinere von ca. 30 in Potosi. Drinnen läuft alles ab wie vor 100 Jahren. Das Gestein wird zerkleinert, mit Chemikalien (u.a. Quecksilber) wird das Silber extrahiert.

Vor der Mine gings erst noch zum Mercado de los Mineros. Dort werden Geschenke für die Minenarbeiter gekauft, die diese wie sich später raus stellt auch dringend nötig haben. Nach einer kurzen Demonstration, dass Dynamit und Plastiksprengstoff nicht explodieren wenn man sie auf den Boden schmeißt, wird noch ein Feuerzeug an das Dynamit gehalten. Wiiiitzig!! Dann gibts einen 96% Schnaps zum aufwärmen (ohne den Geruch von Putzalkohol, der allerdings auch kaum besser schmecken kann). Wie uns eindrucksvoll erklärt wird, kosten die guten, teuren, amerikanischen Helme 200$, das chinesische Gegenstück kostet 5$. Zum Sprengen wird verwendet: Dynamit, Plastiksprengstoff und ganz Old-school: Düngemittel mit Chemikalien versetzt. Beschränkungen gibts keine, 10 jährige Kinder können Dynamit kaufen (und arbeiten übrigens auch in den Minen).

Der Berg sieht nach > 500 Jahren Silberabbau ziemlich geschunden aus. An jeder Ecke wird gebohrt, abgebaut, gesprengt oder befinden sich Hütten armer Mineros. Der Berg war übrigens der größte Silberlieferant für das Spanische Königreich, ca. 8 Mio. Mineros sollen beim Abbau gestorben sein. Mittlerweile ist der Spitzname des Berges: El Cerro que come hombres.

Schon gehts rein in die Mine. Wie sich schnell raus stellt, hat die Tourbeschreibung nicht übertrieben. Wir kriechen, krabbeln und rutschen durch halb Meter hohe Schächte. Die für Menschen > 1.6 m nicht gemacht sind. Bald fängts an stark nach Chemikalien zu riechen, zum Glück gibts Sauerstoffschläuche. Ansonsten wird im Bergwerk gearbeitet wir vor 100 Jahren. Per Hand werden Löcher gebohrt, Schutt geschaufelt und Wagons befördert. Von weitem hören wir Explosionen.
Die Tour fand übrigens nicht in einer stillgelegten (touristischen) Mine statt, immer wieder treffen wir auf Mineros die arbeiten, u.a. auf einem 17 jährigen Jungen der seit 4 Jahren dort arbeitet. Zum Thema, absolut empfehlenswerter Film: Devils Miner.
In der Mine gehts ca. 1 km rein und mehrere hundert Meter runter, bis auf Level 3. Dort hat es 45°, der Sauerstoff wird nur jede Stunde angestellt und wir schwitzen uns Tod. Das einzige das gegen Anstrengung, Atemnot und Hunger hilft ist das kauen der Kokablätter. Die Mine geht übrigens runter bis auf Level 6. Dort sind wir dann zum Glück nicht hin. Auf Level 3 konnten wir übrigens mitarbeiten, allerdings rinnt uns der Schweiß schon nach 2 Steinbrocken aus den Augen.
Beim Weg zurück (übrigens der einzige Eingang zu dieser Mine) gings dann noch einen Sprung zum Tio. Der Tio ist eine Mischung aus katholischem Glauben und Quechua, und wurde als Pendant zu Gott erschaffen. Außerhalb der Mine glauben die Mineros an Gott, innerhalb herrscht Tio, der Teufel. Der von den Mineros angebetet wird und an jedem Arbeitstag Geschenke überreicht werden.
Beim Weg zurück wieder in nassem Schlamm kriechen, rutschen, sich an jahrhundertealten Holzstützen hochziehen. Das Bergwerk Ridnaun ist im Vergleich dazu ein Kindergeburtstag auf dem Ponyhof.
Insgesamt waren wir ca. 2 h in der Mine, danach zu Tode erschöpft und voller Respekt vor den Mineros. Das beliebteste Geschenk war übrigens Wasser. Unser Guide erzählt uns dass ein Minero teilweise das doppelte bis dreifache eines einfachen Handwerkerlohns bekommt, allerdings durch Silikose keine lange Überlebensdauer hat.

Coming Up: Salar de Uyuni


Anfahrt

Der Cerro Ricco











Mercado de los Mineros

Explosive Sybille


Silberraffinerie von draussen

Silberraffinerie von drinnen








Silber





Wohnung eines Mineros auf dem Cerro Ricco



Eingang








Level 3






El Tio

Survived!!!




4 Kommentare:

mama und tata hat gesagt…

hallo ihr zwei, dass klingt nicht gerade nach wellnessurlaub! Gut, dass ihr wegen der Höhenluft keine Probleme habt.
Alles Gute für eure Weiterfahrt, hoffentlich habt ihr wieder einen angenehmen Bus.

Mamita Anna Maria hat gesagt…

Hallo ihr zwei!

Alle Achtung für diesen Trip, der euch zuerst auf 4000m höhe und dann in das Innere der Erde geführt hat!

Die detaillierte Etappenbeschreibung und die interessanten Photos verdeutlichen die harten Arbeitsbedingungen der bolivianischen Bergarbeiter! Wir empfinden Mitleid mit den mineros, die jeden Tag Ihr Leben aufs Spiel setzen. Besonders berührt uns die Tatsache, dass auch Kinder in der Mine arbeiten müssen! Auf jeden Fall wünschen wir euch viel Glück für eure weitere Reise! Passt auf euch auf! Muchos besos von der Mamita und dem hermano!

Annemarie hat gesagt…

Hallo ihr zwei!

Alle Achtung für diesen Trip, der euch zuerst auf 4000m höhe und dann in das Innere der Erde geführt hat!

Die detaillierte Etappenbeschreibung und die interessanten Photos verdeutlichen die harten Arbeitsbedingungen der bolivianischen Bergarbeiter! Wir empfinden Mitleid mit den mineros, die jeden Tag Ihr Leben aufs Spiel setzen. Besonders berührt uns die Tatsache, dass auch Kinder in der Mine arbeiten müssen! Auf jeden Fall wünschen wir euch viel Glück für eure weitere Reise! Passt auf euch auf! Muchos besos von der Mamita und dem hermano!

Unknown hat gesagt…

Ja wir hatten wieder einen guten Bus, aber zur Höhenkrankheit: abends nach den Minen habe ich sie dann doch noch bekommen, extrem starke Kopfschmerzen. Aber wir hatten Sorochi Pillen gekauft, nach einer halben Stunde war alles wieder gut.