Samstag, 8. Juni 2013

Monywa


Nach einer anstrengenden Fahrt im offene-tür-und-offene-fenster-aircondition Bus kommen wir gegen Mittag und geschätzten 50° in Monywa an.


Dort beschließen bei unserem Anblick alle Taxi- und Motortaxifahrer die einheimischen Passagiere zu ignorieren und zu 20 auf uns loszugehen. Wir werden umzingelt, allerdings nur von 2-3 Taxifahrern angesprochen, die anderen beschließen einfach nur zuzuschauen. Am Ende fahren wir mit dem billigsten Tuktukfahrer, dessen einzige Sprachkenntnisse "My brother speaks english" sind. Also auf zum Bruder des Tuktukfahreres.

Der Bruder stellt sich als sehr-guter-Freund-"Bruder" des Tuktukfahrers und als privater Englischlehrer heraus. Er ist begeistert nach Monaten wieder auf Touristen zu treffen und lädt uns gleich ein Abends bei seinem Unterricht vorbeizuschauen. Spontan sagen wir zu und machen uns auf den Weg zu einem Hotel.

Anstatt in das vom Lonely Planet angepriesene Guesthouse, welches sich als das übelste Drecksloch herausstellt (inkl. 3 cm überfluteten Teppichboden und wochenlang nicht gewechselter Bettbezug), enden wir im Golden Arrow Hotel. Die goldenen Zeiten sind zwar schon lange vorbei (oder hat es vermutlich nie gegeben) und das Hotel hat den generellen Charme eines Hochsicherheitsgefängnisses, trotzdem deutlich besser als im Lonely Planet beschrieben, sauber, frischer Bettbezug und (wichtig!) das schnellste Internet welches wir in Myanmar soweit empfangen haben.

Das grüne "Golden Arrow" Hotel
Abends werden wir zur Schulklasse des Englischlehrers gefahren, dort erwarten uns 5 Schüler im Alter von 6 bis 22 Jahren. Zusätzlich können wir noch jede Menge lokale Snacks ausprobieren welche extra für uns angeschafft wurden. Die Schüler sind interessiert und können relativ gutes Englisch, allerdings trauen sie sich nicht wirklich zu sprechen. Der Englischlehrer spricht sehr gutes Englisch, nach Aussage im Selbststudium beigebracht durch die Hilfe amerikanischer Filme. Überhaupt sind die Bewohner Myanmars extrem gut auf Amerika zu sprechen (und ziemlich schlecht auf China). Auch lange nach dem Besuch Obamas werden auf viele Wänden noch "Obama come back!" gesprayed. Auch kann man sehr offen über Politik diskutieren, Bücher über Aung San Suu Kyi kann man überall erwerben, internationales Fernsehen kann ohne Probleme empfangen werden und Internetzensur ist nur mehr marginal. Extrem starke Veränderungen in weniger als nur einem Jahr.


Kleines Beispiel über die Situation im Lande: eine der Englischschülerinnen hat Informatik in Monywa studiert, jedoch besitzt die Universität keinen Computer. Sie hat jetzt den Plan in Yangon noch einen anschließenden Programmierkurs zu machen (dieses Mal mit Computern) um in einer Softwarefirma zu arbeiten. Viele Burmesen mit Hochschulabschluss leben auch im Ausland, besonders Bangkok, KL und Singapore, um dort zu arbeiten.
Universität in Monywa
In Monywa sind wir soweit wir feststelle können die einzigen Touristen, d.h. auf der Straße wird man mit großen Augen angestarrt, ein Mann kommt auf uns zu und sagt "Hotel, Hotel, Golden Arrow" (hat sich wahrscheinlich herumgesprochen). Wie in ganz Myanmar tragen die meisten Männer den traditionellen Longyi (ein Rock, ähnlich zu einem Kilt..wir haben nachgefragt, sie tragen Unterwäsche darunter), Frauen tragen Bluse und Rock. Bei jungen ändert sich die Situation langsam, vor allem Jeans und Karohemden sind gerade en vogue.




Tagsüber können wir kaum aus dem Haus, die Hitze (ohne Schatten) und Luftfeuchtigkeit erschlägt uns. Abends werden wir vom Lehrer zum Abendessen eingeladen und uns wird der Plan für den folgenden Tag vorgelegt.

Wir fahren mit 2 Englischschülern vom Vortag zu einem der höchsten stehenden Buddhas und liegenden Buddhas. Diese sind nagelneu (jünger als 5 Jahre) und werden immer noch fertig gebaut. Da wir wieder Mal die einzigen Touristen sind, ist unsere Hauptbeschäftigung auf Fotos mit Einheimischen zu posieren. Ob mit riesiger Schulklasse, oder Einzeln mit jedem Mitglied einer Gruppe, wir sind ein beliebtes Fotomotiv (ist ja auch verständlich). Bemerkenswert, Bewohner Myanmars scheinen im Gegensatz zu allen anderen Situationen auf Fotos nicht zu lachen. Meist sind wir die einzigen lachenden auf den Fotos, die Einheimischen sehen aus als würden Sie zum Foto gezwungen werden.


















Nach ausgiebigen Fotosession und nachdem wir in der unerträglichen Hitze die ersten 12 Stöcke des Buddhas erklommen haben (insgesamt um die 50, aber noch in Bau) laden wir unsere Begleiter zum Mittagessen ein. Uns erwartet eines der besten Essen unserer Reise. Ein riesiges Buffet wird uns aufgetischt, 10 verschiedene Currys, Suppen und Salate in kleinen Schalen. Sobald diese halbleer sind werden sie sofort nachgefüllt. Körperlich fertig aber gesättigt fahren wir zurück nach Monywa.


Abends werden wir von den Schülern nochmals zum Essen eingeladen, wir fahren zu einem "Buddha-Festival", was in etwa einem Nachtmarkt entspricht. Größter Unterschied von Myanmar zu anderen Ländern: es gibt absolut keine Freizeitbeschäftigungen. Die Schüler erzählen und die Hobbys ihrer Freizeit: auf dem ersten Platz so gut wie immer lesen, dann entlang der Flusspromenade spazieren, zur Pagode gehen, (für Männer) Sport bzw. Billard, (für Männer) Beer Station wo man im Grunde Bier trinkt, (für Frauen) Teehäuser. Das Prinzip einer Bar / Disco / Club / Ausgehort ist in Myanmar nicht mal im Entferntesten bekannt geschweige denn vorhanden.

Buddha Festival




Coming Up: Mandalay

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